Lebensräume in Geest und Moor
Feuchtwiesen
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Feuchtwiesen – ein Mosaik aus Lebensräumen
Feuchtwiesen sind – wie ihr Name schon vermuten lässt – Flächen mit einer hohen Bodenfeuchte. Alle Tier- und Pflanzenarten, die hier leben, haben sich an den Wasserüberschuss angepasst. Bodenbrütende Vogelarten wie der große Brachvogel, die Uferschnepfe oder der Kiebitz fühlen sich auf Feuchtwiesen besonders wohl.
Mit ihren langen Beinen waten die Vögel durch die Wasserflächen und stochern in der weichen Erde nach Futter. In diesem Bereich ist das Gras kurz gewachsen. Die Vögel sind aber genau so auf Bereiche angewiesen, in denen das Gras höher wächst: Hier können sie Nester bauen und ihre Küken vor Fressfeinden verstecken.
Wie viele und welche Arten auf einer Feuchtwiese leben, hängt davon ab, wann und wie oft diese gemäht wird. Dabei ist es wichtig, das richtige Maß zu finden, denn: Wird zu häufig gemäht, haben viele Arten keine Überlebenschance. Aber auch wenn sie zu selten oder gar nicht gemäht wird, entstehen Probleme: Weil sich dann nur wenige konkurrenzstarke Arten durchsetzen, sinkt die Artenzahl ebenfalls. Oder es wachsen Bäume, was wiederum den Lebensraum der Vögel beeinträchtigt.
Mit der Planung und Umsetzung der Mahd in den richtigen Zeitabständen sorgen wir also dafür, dass möglichst viele Arten auf den Feuchtwiesen den bestmöglichen Lebensraum vorfinden.
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So schaffen wir Naturlebensraum
Ziel unserer Schutzmaßnahmen auf den Feuchtwiesen ist es, allen Arten, die hier leben, bestmögliche Lebensbedingungen zu bieten. Dazu werden unter anderem über die Jahre gewachsene Gehölze entfernt – dieser Vorgang nennt sich „Entkusseln“. Außerdem werden Blänken – also großflächige Bodenkuhlen – ausgebaggert, damit sich darin Wasser sammeln kann. Darüber hinaus wird auf den Wiesen regionales, zertifiziertes Saatgut gesät, um die Wildblumenarten zu erhalten, auf die Insekten und damit auch die Vögel angewiesen sind.
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Feuchtwiesen erleben
Feuchtwiesen findest du an mehreren Stellen in unserer Region. Im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ entstehen zudem Infostationen, an denen wir dich zukünftig über die Besonderheiten des Gebietes informieren wollen.
Gewässer
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Gewässer im Wandel – Verstehen, schützen, erhalten
Die zahlreichen Gewässer in unserem Projektgebiet sind so unterschiedlich wie die Tier- und Pflanzenarten, die in ihnen leben. Deshalb ist auch eine große Bandbreite an Maßnahmen zum Schutz von Gewässern geplant. Obwohl sie in ihrer Ausführung sehr unterschiedlich sind, verfolgen alle Maßnahmen ein übergeordnetes Ziel: Die Wiederherstellung und den Schutz von Lebensräumen, die für ein langfristiges gesundes Miteinander von uns Menschen, der Natur- und der Tierwelt unumgänglich ist.
In den Fließgewässern bilden sich, abhängig von der Strömung, viele unterschiedliche Lebensräume aus. Doch durch die von uns Menschen vorgenommenen Begradigungen von Flussläufen fließt das Wasser sehr viel schneller und es wird mit der Zeit mehr Material wie z.B. Sand weggespült, als es bei einem natürlichen Flusslauf der Fall wäre. Deshalb ist eine wichtige Maßnahme im Bereich der Gewässer in unserer Region die Renaturierung der Flüsse. Damit geben wir nicht nur Tier- und Pflanzenarten ein Stück Lebensraum zurück, sondern verschaffen auch uns Menschen einen Vorteil: Flüsse mit ausreichenden natürlichen Überflutungsbereichen verringern nämlich auch die Hochwassergefahr bei Starkregenfällen. Und auf Starkregenfälle und andere Extremsituationen werden wir uns in Folge der Erderhitzung in der Zukunft immer wieder einstellen müssen.
Auch stehende Kleingewässer wurden durch den Einfluss von Menschen verändert oder zerstört –und damit auch der Lebensraum von vielen Insekten- und Amphibienarten. Die Anzahl der natürlich vorkommenden Tümpel, Weiher und anderer kleiner Wasserflächen in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten um 90% geschrumpft. Deshalb setzen wir fünf Kleingewässer in den Gemeinden Rastdorf und Vrees in Absprache mit ihren Eigentümern wieder Instand.
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Gemeinsam Lebensraum für alle schaffen
Um ein gesundes Miteinander langfristig zu sichern, bauen wir mit allen Interessengruppen, die die Hunte zwischen Wildeshausen und Oldenburg für Freizeitaktivitäten nutzen, ein Beraternetzwerk auf. Zu den Interessengruppen gehören zum Beispiel Wassersportler, Fischereivereine und Spaziergänger. Innerhalb des Netzwerks kommen alle, die ein Interesse an der Nutzung der Hunte haben, zu Wort. Gemeinsam werden so Wege für einen schützenden Umgang mit dem Ökosystem erarbeitet.
Hecken & Säume
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Hecken und Säume – unauffällige Alleskönner
Vermutlich hast Du Dich noch nicht allzu oft mit der Frage beschäftigt, welche Funktion Säume – das sind die Gras- und Pflanzenstreifen z.B. zwischen Äckern und Wegen – und Hecken in der Natur einnehmen. Dabei erfüllen Hecken und Säume wichtige Funktionen in der Tier- und Pflanzenwelt. Beide bilden unter anderem die Verbindung von mehreren Biotopen, das heißt sie sind gewissermaßen eine Schnellstraße für viele Insekten.
Hecken sind zudem natürliche Begrenzungen, die nicht nur Felder, Äcker und Straßen in der Kulturlandschaft voneinander trennen, sondern ihre Umgebung auch optisch aufwerten.
Und natürlich gilt auch wie bei so vielen anderen Lebensräumen: Je größer die Hecken- oder Saumflächen und je artenreicher die Pflanzen, die in/auf ihnen wachsen, umso mehr Tiere mit unterschiedlichen Bedürfnissen finden in ihnen eine Heimat.
Sowohl Hecken als auch Säume bieten Insekten zudem Nahrung, wenn das Angebot auf Äckern und Feldern gerade gering ist, beispielsweise nach der Blüte.
Logisch also, dass ohne Hecken und Säume in unserer Landschaft etwas fehlt: Insekten und damit auch viele Vögel und andere Tiere finden nicht ausreichend Futter. Außerdem ist die Verbindung zwischen Biotopen geradezu gekappt.
Mit unseren Maßnahmen zum Schutz von Hecken und Säumen stellen wir die Verbindungen wieder her und schaffen ausreichend Flächen, um die Artenvielfalt in den betroffenen Gebieten zu sichern.
In Visbek werden wir zu diesem Zweck zwischen den Bachtälern im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ neue Wildblumensäume säen.
Darüber hinaus werden wir in der Beverbrucher Heckenlandschaft mit erweiterten Wallhecken das naturbetonte Lethetal von der angrenzenden Landwirtschaftlichen Nutzung abschirmen.
Zur Vielfalt von Hecken und Säumen kann jeder auch im eigenen Garten prima beitragen!
Heide
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Ohne Schafe keine Heidelandschaft
Wenn du an Heidelandschaften denkst, fallen dir sicher als erstes die charakteristischen zart lila bis rosa blühenden Heidesträucher (Calluna, Erica) ein. Begleitet von Ginster und Habichtskrautarten bedecken sie die Heidelandschaft, die in den meisten Fällen durch die menschliche Nutzung entstanden ist. Solche Gebiete, die durch menschlichen Einfluss entstanden sind, heißen Kulturlandschaften.
Im Falle unserer Heidelandschaften spielen Schafe eine entscheidende Rolle. Durch das Abweiden der Pflanzen entzogen sie dem Boden Nährstoffe, die später mit dem Dung im Stall verblieben – zusätzlich wurde die Krautschicht der Heidelandschaften oft als Einstreu in den Ställen genutzt. Außerdem verhinderten die Schafe, dass Bäume heranwachsen konnten – indem sie Triebe fraßen. Seither zeichnet sich die Heide durch einen nährstoffarmen Boden aus. Eine Eigenschaft die heute selten ist, da dem Boden in Deutschland durch die Landwirtschaft oft mehr Nährstoffe zugeführt werden als nötig. Um diesen seltenen Zustand zu erhalten, braucht die Heide eine dauerhafte Pflege, die wir im Projekt übernehmen.
Heute sind die Heiden Heimat von stark spezialisierten Tier- und Pflanzenarten, die sich hier trotz des geringen Nährstoffangebotes, der Trockenheit und den teilweise hohen Temperaturen wohl fühlen. Besonders gut kannst du hier Schmetterlinge, Wildbienen und Laufkäfer beobachten.
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Teile Deine Bilder aus der Heide mit uns!
Du hast schöne Bilder von der Heide und ihren Bewohnern gemacht? Wir freuen uns, wenn du einen persönlichen Eindruck deiner #VielfaltVorDerTür auf Instagram oder Facebook teilst, uns auf dem Bild taggst und den Hashtag #VielfaltVorDerTür verwendest. So können wir deinen Beitrag finden und mit unseren Followerinnen und Followern teilen.
Moor
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Gemeinsam für mehr Moor!
Moore sind faszinierende Landschaften, die mit sehr speziellen Lebensräumen besondere Tier und Pflanzenarten beheimaten. Nicht nur das – sie spielen auch eine wichtige Rolle in puncto Klimaschutz, denn: Intakte Moorflächen binden im Torf verhältnismäßig viel CO2 und speichern es langfristig.
Moore reagieren aufgrund ihres hohen Wasserhaushalts sensibel auf Umwelteinflüsse und Veränderungen in der Umgebung. Deshalb trägt zum Beispiel die Trennung von Gebieten und Ökosystemen – die sogenannte Fragmentierung – sowie die Entwässerung der Landschaft maßgeblich zur Austrocknung der Moore bei. Aktuell sind in Deutschland fast 99% der Moore nicht intakt – und das wirkt sich nicht nur auf die Tier- und Pflanzenwelt negativ aus: Austrocknende Moorböden mineralisieren und setzen die großen gespeicherten Mengen an Stickstoff und CO2 frei. Auf den ausgetrockneten Flächen können dann Büsche und Bäume wachsen, die das Ökosystem durcheinanderbringen.
Weil Moore wichtig für Menschen und Tiere sind, zielen unsere Maßnahmen auf den Moorflächen darauf ab, diese besonderen Ökosysteme zu renaturieren, ihr Wachstum zu unterstützen – und natürlich wollen wir sie auch für dich erlebbar machen!
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Wusstest Du?
Generell wird zwischen Hoch und Niedermooren unterschieden. In Hochmooren sammelt sich ausschließlich Regenwasser. Sie sind nährstoffarm und bieten hochspezialisierten Arten Lebensraum, wie dem Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia) oder Torfmoosarten (Sphagnum spp.) Da das Torfmooswachstum in der Mitte des Moorgebietes am stärksten ist, gleicht das Hochmoor im Querschnitt einer Uhrglasform, also ist es zur Mitte hin gewölbt.
Niedermoore, die sich vom Grundwasser speisen, sind im Gegensatz dazu flach. Durch ihren größeren Nährstoffgehalt sind sie meist artenreicher als Hochmoore.
Sand
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Leben im Sand
Sandlebensräume sind aufgrund besonderer Eigenschaften wie dem nährstoffarmen und wasserdurchlässigen Boden Heimat besonders spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.
Spannend ist: Ohne uns Menschen gäbe es die Flächen in dieser Form nicht, deshalb sind auch durch Menschen vorgenommene Maßnahmen notwendig, um ihren Erhalt zu sichern.
Zwar gab es im Projektgebiet schon lange natürlich entstandene Binnendünen oder durch Landwirtschaft und starke Beweidung entstandene große magere Sandflächen. Allerdings sind diese mit der Erfindung mineralischer Dünger verschwunden – oder sie wurden aufgeforstet. Damit verschwanden auch die Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten, die auf die besondere Umgebung der Sandlebensräume angewiesen waren.
Heute können wir ehemalige Sandgruben, die noch nicht wieder aufgefüllt und rekultiviert wurden, zu einem passenden Lebensraum für diese Arten aufbereiten. Ein solches, von Menschen geschaffenes Biotop nennt sich Sekundärhabitat. In einer solchen Sandgrube finden viele Tierarten wieder ein Zuhause: Wildbienen können in den lockeren, sandigen Böden und Steilwänden ihre Brutröhren anlegen. Und auch für Uferschwalben bieten die Steilwände die richtige Umgebung zum Brüten.
Damit die Fläche auch wirklich eine Sandfläche bleibt, muss verhindert werden, dass dort Gehölze wachsen. Diesen Job erledigen Rinder mit großer Hingabe. Deshalb richten wir ein Beweidungsprojekt in der Gemeinde Visbek ein.
Wald
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Wie wir in den Wald hineinrufen ...
Wälder bieten eine große Vielzahl an Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Aus welchen Bäumen, Sträuchern und kleineren Pflanzen sie zusammengesetzt sind, hängt stark von ihrer Umgebung und den Umwelteinflüssen ab, mit denen die Wälder umgehen müssen.
Entscheidend sind hier vor allem der Boden und das Klima. Und auch die Wasserzufuhr kann sich auf den Bestand auswirken.
Ein besonderes Beispiel dafür ist der Auwald: Das sind Wälder, die regelmäßig überschwemmt werden, weil sie an Flüssen und Bächen liegen. Hier wachsen Bäume, die mit den unterschiedlichen Wasserständen gut umgehen können, zum Beispiel Erlen und Weiden.
Im Gegensatz dazu finden wir Eichen, Buchen und die Kiefern auf trockeneren Böden.Heute finden sich im Hasbruch Hainbuchen und Stieleichen – aber auch eine Menge Totholz. Das bietet vielen Insekten und Spechten eine entscheidende Lebensgrundlage.
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Wusstest du, was ein Hutewald ist?
Im Hasbruch findest Du eine spannende und seltene Kulisse, die durch unsere Vorfahren geprägt ist: Es handelt sich hierbei um einen Hutewald. Über Jahrtausende trieben die Menschen ihre Nutztiere in die Wälder zur Weide ein. Bei dieser Praxis sprechen wir auch von Waldweide. Mit der Zeit schufen die Tiere ein abwechslungsreiches Mosaik aus lichten und dichten Waldstrukturen. Diese Strukturen boten vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ideale Lebensbedingungen. Doch auch schon in der Zeit vor dieser Praxis, in den vom Menschen weitgehend unberührten Naturwäldern, waren große Herbivore, d.h. Pflanzenfresser, heimisch und gestalteten ihre Umgebung. Die mitteleuropäische Landschaft wurde von Wisent, Auerochse, Tarpan oder Rothirsch durchstreift. Nach ihrer Ausrottung oder weitgehenden Verdrängung durch den Menschen wurden sie durch ihre Nachfahren, dem Nutzvieh, ersetzt.
Der Hasbruch wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts intensiv, d.h. mit einer hohen Anzahl an Tieren (Rinder, Pferde, Schweine, Schafe und Gänse), als Hutewald genutzt. Infolge dieser Übernutzung hatte sich der Hasbruch zu einer halboffenen Weidelandschaft entwickelt. Um den Wald als solches zu erhalten und um die Versorgung mit Holz zu gewährleisten wurde diese Nutzungsform eingestellt.
Heute stößt die Waldweide wieder auf Interesse, weil sie Lebensraum für selten gewordene lichtliebende Tiere und Pflanzen schafft und somit einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leistet.Übrigens: Im Hasbruch steht die älteste Eiche Niedersachsens – die Friederikeneiche.